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Dienstag, 22. September 2009

Zug um Zug—Umzug.


Nachdem ich nach meiner Rückkehr zunächst einmal eine Weile bei Muttern eingekehrt war, verlangte es mich doch bald wieder nach eigenen vier Wänden (und anteilig Bad, Küche, etc...). Also machte ich mich auf die Suche nach einer neuen WG und wurde Ende August fündig. Ich wohne nun mit einem 29jährigen Politik- und Germanistikstudent und mit einer 24jährigen Soziologiestudentin zusammen in einer Wohnung in der Kirchenstraße in Mannheim. Mein Zimmer ist sagenhafte 30 qm groß, hat hohe Altbaudecken und zwei nach Süden liegende Großformatfenster. Ich bin zwar noch nicht ganz fertig eingerichtet, aber ich fühle mich hier soweit schonmal pudelwohl.

Anschließend an meine erfolgreiche Neuraumbesiedelung begann mein Schulmusikpraxissemester. Durch den Auslandsaufenthalt, der mir zwei Urlaubssemester in Mannheim bescherte, bin ich offiziell erst im 5. Fachsemester; ich habe also "gerade einmal" die Hälfte des Studiums hinter mich gebracht. Qua Studienplan bin ich nun noch bis Weihnachten naseweiser Besserwisser und Lehrerbelehrer am Bergstraßengymnasium in Hemsbach.
(Ganz ehrlich, Praktikanten sind ein schlimmes Volk: Sie haben keine Ahnung vom alltäglichen Betrieb, stecken aber voll von theoretischer Methodenvielfalt und ertrinken fast schon im Idealismus. Die jüngste Reaktion einer Kollegin ("Ne, Praktikanten können bei mir nicht zugucken, kommt nicht in Frage!") ist angesichts der Tatsache, dass wir Neulinge nach der ersten gemeinsam hospitierten Stunde geschätzte 1.000 didaktische Fehler gefunden zu haben glaubten beinahe verständlich.)

Neben Studium und Schule tanze ich natürlich wieder auf diversen Hochzeiten. Auf die diversen Baustellen werde ich in späteren Beiträgen hinweisen, hier aber schonmal Werbung für den kulturgustatorischen Hauptgang:

Vom 02. - 11. Oktober findet in Ladenburg der erste "Ladenburger Theaterherbst" statt. Über zehn Tage verteilt veranstaltet das Ladenburger Jugendzentrum "Die Kiste" unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Rainer Ziegler ein Bühnenstück, Improtheatershows, mehrere Workshops, und eine Podiumsdiskussion zum Thema "Kulturpädagogik und ästhetische Erfahrungsräume in der Schule." Ich selbst werde beim diesjährigen Bühnenprojekt der "Liebestöter" zur musikalischen Untermalung beitragen, sowie den Workshop "Improsingen" leiten.

Ich würde mich freuen, wenn ihr für eine der Veranstaltungen Zeit hättet und das Projekt durch euer Kommen unterstützt.

Ca, c'est tout pour le moment. More to come soon. Arrivederci!

Das Blog ist tot—lang lebe das Blog!

Nun gut: Der Austausch ist vorbei, und damit enden auch meine Einträge zum Thema.

Allerdings wäre ich nicht ich, wenn ich mich damit einfach wieder meinen Alltagsgeschäften widmen würde und fürderhin nichts weiteres zu berichten hätte! Ich werde das Blog (das Wort steht im Neutrum, wie ich vor Kurzem gelernt habe, ebenso wie offensichtlich "das Loft") also fortführen, muss es zu diesem Zweck allerdings einer Rundumerneuerung unterziehen.

Schritt 1: Ein neuer Titel.

Schritt 2: Ein neues Banner.

Schritt 3: Viele neue Beiträge!

Für 1 und 2 sei bald gesorgt; für 3 muss ich nicht wirklich extra sorgen, denn das Material dafür stapelt sich bereits seit mehreren Monaten meterhoch links und rechts von mir. Gut; vielleicht muss ich es noch in Worte fassen...

Auf fruchtvolle Beiträge!
Joe

Dienstag, 25. August 2009

Erfahrungsbericht

So, bevor dieser Blog nun den Gang alles Weltlichen geht und gänzlich stirbt, lade ich hier nun noch wie versprochen den Abschlussbericht hoch, den ich für die Stiftung habe schreiben müssen.

Darin enthalten sind meine persönlichen Eindrücke sowie praktische Tipps für Visum, Reise, und Unterkunft. Wenn du zufällig über dieses Blog gestolpert bist und einen ähnlichen Trip vor dir hast, schau doch einfach mal rein.

Link zum Erfahrungsbericht.

Ich melde mich wieder, wenn es Neues zu Musik, Theater, oder Studium gibt. Was ziemlich bald sein sollte.

Cheers,
Joe

Dienstag, 2. Juni 2009

Ente gut...

Ich bin heute morgen um 10:40 Uhr MEZ sicher und wohlbehalten in Frankfurt gelandet. Der Flug verlief ohne größere Probleme, und ganz bald schon werde ich noch einen ausführlichen Bericht über die letzten Tage nachreichen.

Bis bald,
Euer Joe

Mittwoch, 15. April 2009

Joe taucht ab.

Freunde, Leser, Verwandte, Bekannte,

Das Semester an der Uni neigt sich dem Ende zu. Und da ich zu prokrastinativem Aufschieben neige, werde ich mir in den nächsten Wochen eine Ecke in der Bibliothek suchen, um dort Hausarbeiten, Lehrmaterialportfolios, Lernreflexionen, Erfahrungsberichte und eine Übersicht über Musik im 20. Jahrhundert zusammenzustellen.

Konsequenterweise werde ich kaum oder keine Zeit für mein Blog haben. Irgendwann im Juni, wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich dann nochmal über die letzten Wochen berichten und meinen Abschlussbericht für die Stipendiatenstiftung hier hochladen. Das wird dann ganz formell sein, ohne haarsträubende Geschichten über Friseurbesuche...

Mein Flieger kommt nach Plan am 02. Juni in Deutschland an. Ich werde anschließend erstmal bei meiner Mutter unterkommen, und dann sobald ich ausgeschlafen habe den Ladenburger Sommer genießen. Ich freu mich schon auf meine Rückkehr und hoffe, viele von euch bald wieder zu treffen!

Alles Gute allen Lesern von überm Teich,
Joe

Montag, 23. März 2009

Kitties in Amherst

Meine Frühlingsferien hier habe ich in Amherst, Massachusetts verbracht. Vor ein paar Wochen habe ich dort Kathleen kennengelernt (24, studierte Dichterin), und seitdem verbringen wir die Wochenenden gemeinsam, gehen auf Jazzkonzerte oder hören uns Poetry-Slams an. Durch ihre Arbeit (auf einer Farm in Amherst) genieße ich momentan Mahlzeiten aus ausschließlich organisch angebauten Zutaten; außerdem bin ich seit ich sie kennengelernt habe in regelmäßigen Abständen wehrlos drei kleinen Kätzchen ausgeliefert.

"Durch diese hohle Gasse muss er kommen, es führt kein anderer Weg zum Silbersee..."

Als pflichtbewusster Deutscher informiere ich mich trotz Auslandsaufenthaltes regelmäßig über das aktuelle Geschehen in meinem Heimatland; meist über das Internetportal der ARD, dessen Newsletter ich als RSS-Feed abonniert habe.

Nun las ich gestern neben all den Schwermut schürenden Weltuntergangsmeldungen allerdings folgende Meldung: "Schweizer Minister gibt aus Protest Mercedes zurück"

Auwei! Das trifft die deutsche Wirtschaft geradewegs mitten ins ohnehin schon blutig gerissene Herz. Schelmische Schweizer—sonst so neutral—habt ihr denn kein Mitgefühl? Da tragt ihr mit vielzitierten anonymen Nummernkonten bereits munter zur Krise bei, und nun dieses!

Doch nicht nur die Schweizer, sondern auch andere sprechen über die Äußerungen Steinbrücks:

"Auch Don Watahomigie, Häuptling der Havasupai-Indianer in Arizona, sprach in einem Interview mit der Zeitung "Sonntag" über die Äußerungen Steinbrücks. 'Der deutsche Politiker hat offenbar keine Ahnung, wovon er spricht.' Zum Indianer-Vergleich sagte er: 'Wir Havasupai hinterziehen keine Steuern, und wir helfen niemandem, das zu tun. Was der Deutsche sagt, ist eine Beleidigung mitten ins Gesicht der Ureinwohner Amerikas.'"

Ja, was bleibt uns Deutschen denn dann noch? Hitlervergleiche gehn ja schon lange nicht mehr (huhu, Brigitte Z.), geschweige denn Vergleiche mit jedweden in Deutschland lebenden Minderheiten. Deutschland liegt vergleichsweise weit hinten, was seine Vielfalt an Vergleichsmöglichkeiten angeht.

Alles in Allem frage ich mich jedenfalls ernsthaft, ob ich nach Semesterende nicht einfach in den Staaten bleiben soll. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass Steinbrück mangels diplomatischen Geschicks den Konflikt verschärft und mit weiteren Kommentaren dieser Art den ersten indianischen Angriffskrieg der Geschichte provoziert. Die meisten Indianer dieser Welt leben immer noch in den USA, und im Kriegsfall bin ich dann doch lieber auf der Seite der Gewinner...

Dienstag, 3. März 2009

Long time no Blog.

Fast drei Wochen sind seit meinem letzten Eintrag verstrichen, doch entgegen mancher Befürchtung wurde ich in der Zwischenzeit nicht vom Erdboden verschluckt.

Mehrmals gar zog mich der Drang
Zum Schreiben an die Tasten, doch
Ach!—der Pflichten existieren
Gar so viel' (wenn nicht gar "zu");
Und wo bisher ein Lebenszeichen
Anlass gab zur Abstinenz
(von Arbeit und dergleichen),
Tauschten itzo beide Mächte
Schleichend ihren Platz.

So lern' ich mehr, als dass ich schreibe
Und red mir ein, das sei nicht schlimm,
Denn taumeln werde ich vor Freude
Wenn dereinst zurück ich bin.

Abgesehen von abgründigen Reimen arbeite ich momentan also hauptsächlich an meinem Notenschnitt. Ich habe mit meinem Professor in Mannheim gesprochen, und wenn alles gut geht, kann ich wahrscheinlich mehrere der Seminare, die ich hier besuche, in bare Scheine an der MuHo umwandeln.

Die letzten Tage in Bildern:







Nananananananananananananananana— ...

Glücklicherweise scheinen die Bedbugs von vormals eindeutig Geschichte zu sein. Und die wenigen Küchenkäfer, die wir hin und wieder beim Tanzen auf dem Tisch erwischen sind als tatsächlich lebendiges Spielzeug eine willkommene Abwechslung für Sam, der mit ihnen seinen Speiseplan in Sachen Eiweißanteil entscheidend ergänzt.

Von Ruhe und Frieden kann allerdings in der Hinsicht nicht die Rede sein. Vor knapp drei Wochen hatten wir Besuch von einem ungewöhnlichen Nachtschwärmer. Da ich prinzipiell skeptisch gegenüber flatterndem Ungeziefer bin, gleichzeitig aber ein Herz für alles Befellte und Kuschelige habe, könnt ihr euch den inneren Konflikt, den ich beim Anblick folgender Kreatur austragen musste, sicherlich gut vorstellen...



In meiner Konsternation ließ ich Abendmahl und Arbeitszeug stehen und liegen und rannte instinktiv in mein Zimmer. Ich möchte an dieser Stellen zur Rettung meiner Ehre hinzufügen, dass sich das Tier zunächst durch unvorhersehbare Sturzflüge und dergleichen bemerkbar machte, bevor es sich schließlich an der Wand des Esszimmers gemütlich machte. Von meinem Zimmer aus war ich dann geistesgegenwärtig genug, via WiFi-iPod die Nummer der Hausverwaltung nachzuschlagen (mein Laptop befand sich ja noch in der Küche).
Die Lösung klopfte dann an unsere Tür in Form eines radebrechenden Latinos, der das Tier mit einer Müllbeseitungsgreifzange entschieden an der Taille packte und nach draußen beförderte.

Doch damit nicht genug. Vor zwei Tagen offenbahrte sich uns ein ähnliches Bild, wieder im Esszimmer, doch diesmal ohne Herumgeflattere.



Gleiche Nummer, neuer Latino, gleiche Greifzange, neue Erkenntnis: Wir beobachteten, wie der Hausverwalter das Haus verließ, ums Haus herum bog, und in Richtung Mülltonnen verschwand. Als er schließlich zurück zu seinem Truck stiefelte, war er fledermauslos...

Le Frisur

Es folgt eine ausführliche Schilderung einer Begebenheit von vor etwa vier Wochen. Für den ungeneigten Leser steht am Ende des Beitrags eine Zusammenfassung der Begebenheit in Bildern bereit.

Ende Januar war mein Haar soweit gewachsen, dass es diese Länge hatte, mit der man absolut nichts anfangen kann. Zu lang zum hinter-die-Ohren-stecken; zu kurz zum Zusammenbinden.

Ich entschied mich also, einen Barbier aufzusuchen. Zufälligerweise befindet sich auf meiner Route zur Bushaltestelle einer dieser "Barber Shops", wo sich früher Männerquintette gründeten und vor sich rot-weiß aufwärts drehenden Spiralen die kuturelle Akklimatisation Schwarzer in Wort und Ton setzten. Ich laufe also nichtsahnend zur Tür herein und begegne drinnen erstmal einer ausschließlich afroamerikanischen Kund- sowie Belegschaft. Der Chef—er trägt eine dieser Kwanza-Mützen— mustert mich kurz und schickt mich dann in einen Nebenraum ("Underground Kutz"), wo die coolen Jugendlichen ihre Haare von einem coolen Jugendlichen geschnitten bekommen. Wobei "Haare" in dem Fall normalerweise dunkle Kringellocken sind, die man schnell mit einem Rasierer in die gewünschte Form mähen kann (und das nennt man hier wohl "The Art of Barbering", zusammen mit einer guten, alten, trockenen Naßrasur). Ich will aber mal nicht voreingenommen sein, und setz mich also auf einen Stuhl zum Warten.

Wie ich es mir noch auf dem Stuhl gemütlich mache, fängt der Barbier an, während er meinen Vorgänger rasiert, seine gut sortierte Weltsicht im "Amen, Brother!"-Predigt-Style vorzutragen. Seine Kollegen nicken zustimmend oder geben Sätze von sich wie "da's wut I'm talkin bout!" (ok, der Akzent ist schwer schriftlich wiederzugeben). Ich befinde mich also auf einmal in einem dieser Filme aus den 70ern, die im afroamerikanischen Milieu spielen, in denen mindestens eine Szene im Barber Shop vonstatten geht, und die jedes erdenkliche heutige Klischee über Schwarze mitgeprägt haben. Worte wie "brother", "Martin Luther King", und "those dickheads in Washington" schwirren durch den Raum.

Während ich mich dann schonmal auf den Stuhl setze, kommt einer der Brüder (Tim) auf mich zu und meint aus tiefsten Herzen, "When I say brother, I mean you too, man. Cuz, you now, we might have a different texture, but when you cut open your skin, what's the color of your blood? Da's right, it's red! You feelin' me?" Unsicher stimme ich zu—ich will seine Aussage mal nicht auf die Probe stellen—wir geben uns die Hand, und ich erfahre, dass Tim immer für mich da sein wird, wenn ich Probleme hab. Dann wendet sich Preston, der Barbier, meinen Haaren zu und beginnt sein Werk.

Auf einmal merke ich, wie sich hinter meinem Rücken die gesamte Belegschaft des Salons versammelt; und Preston beginnt zu erklären, was das besondere an langen, blonden, nichtgekringelten Haaren ist, und wie man sie schneidet. Gut, denke ich mir, Preston weiß wohl besser als die anderen Friseure in dem Laden, was er tut. Ab und zu fragt er mich nach der gewünschten Länge, und ich zeige mit den Fingern, wo er schneiden soll. Nach einer langen Weile—Zeit spielt in diesem Salon trotz mehrfachen Insistierens meinerseits, ich hätte um drei ein Seminar, keine Rolle—lässt er von meinen Haaren ab, bringt den Stuhl in Liegeposition, und fängt an, mich ungefragt zu rasieren. Er benutzt keinen Rasierschaum, und seine Klinge ist stumpfer als... naja, eine sehr, sehr stumpfe Klinge. Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich mit der Situation anfangen soll, warte also bis er fertig ist, und erfahre dann am Ende, dass die Rasur extra kostet. Meine Haare fönt er nicht, ich zieh mir also meine Mütze über, zahle, und gehe nach Hause—allerdings nicht ohne einen Haufen kumpelhafter Handschläge meiner neuen Brüder.

Zuhause trockne ich mir die Haare und stelle fest, dass Preston keine Ahnung von Stufenschnitt, Fransen, oder überhaupt Frisuren für Langhaarige zu haben scheint. Mein Pony ist mit dem Lineal gezogen und geht am Rand meines Gesichts in einem 90-Grad-Winkel abwärts. Als Ergebnis meines Frisörbesuchs befand sich also für mehrere Tage eine kleidsame VoKuHiLa auf meinem Kopf (welche ich vergeblich mit mehreren Hüten zu verstecken versuchte); und ich musste einen weiteren Friseursalon aufsuchen. Diesmal aber einen auf Empfehlung meines Mitbewohners.

Vorher:



Nachher:



Zaubher:



Späther:



Nunmher:

Montag, 2. März 2009

Lobstermord, Spamalot, Boston Trail, A-Trains, etc. pp.

Wie bereits erwähnt, hatte ich im Dezember/Januar Besuch von Mutter und Schwester. Nachdem ich meine schlimme, schlimme Erkältung auskuriert hatte, waren wir für mehrere Tage in New England unterwegs und rundeten die Rundfahrt mit einem mehrtätigen Aufenthalt in New York City ab. Das Ganze haben meine Schwester und ich natürlich fotografisch dokumentiert, und wer Bilder mit lustigen Kommentaren sehen will, der findet selbige hier:

Dienstag, 10. Februar 2009

Der übliche Wahnsinn

Wer eilt, der eilt mit der Zeit
Er nimmt die Zeit mit sich
Und merkt erst wenn er anhält
Dass die Zeit ihn mitgenommen hat.

Im Moment hab ich's sehr eilig. Deswegen will ich nur kurz im Vorbeifliegen etwas dalassen, das beim Anhalten helfen kann:

Benjamin Zander talks about music and passion.

Und außerdem:



Spread the Joy!
Joe

Montag, 19. Januar 2009

Spring Term 2009

Dienstag war mein letzter Ferientag, und seit gestern pendle ich wieder gewohnt motiviert zwischen Apartment und Hochschule.

To whom it may concern, here's what's gonna keep me busy.

Montag:

13:30 - 14:20: Pedagogy of Ear Training
16:50 - 19:20: Graduate Ear Training

Dienstag:

09:25 - 10:40: History of Music Theory
17:30 - 19:00: Jazz Piano

Mittwoch:

13:30 - 14:20: Pedagogy of Ear Training
19:30 - 22:00: Psychology of Music

Donnerstag:

09:25 - 10:40: History of Music Theory
17:00 - 19:20: Music of the 20th Century

Freitag:

13:30 - 14:20: Pedagogy of Ear Training

Besonders interessant finde ich, dass hier manche Seminare auf bis zu drei Tage pro Woche verteilt werden. Die einzelnen Sessions sind dadurch kurz und intensiv, und die Hausaufgaben (ja, die gibt es hier auch in Musik) halten sich für je zwei Tage in Grenzen. Am Ende darf ich dann für drei der Seminare Hausarbeiten schreiben - das wird noch interessant...

Bei nächster Gelegenheit werde ich noch über meinen Trip zu Neuenglands Küste und nach NYC berichten. Aber erstmal widme ich mich jetzt wieder der Lektüre Jean-Philippe Rameaus.

Wetter

Falls ich mich zur Weihnachtszeit noch beschwert haben sollte, möchte ich hier nun etwaige kritikbeladene Statements zum Wetter zurücknehmen. Der Winter ist da, es ist kalt, es schneit, die Straßen sind vereist, ich kann mich nicht beklagen.



Zwischenzeitlich hatten wir hier eisige 0 Grad Fahrenheit, das entspricht -14 ℃. Das ist so kalt, dass einem das Gesicht weh tut, wenn man kurz rausgeht um beim Laden um die Ecke was zu kaufen. Derweil berichtet Kollege Mou, er habe die Kurze-Hosen-Saison wieder eröffnet. Ich finde es immer noch unfassbar, wie groß dieses Land ist. Mit gerade mal 320 Millionen Einwohnern erscheint es mir nie so gewaltig, aber wenn am einen Ende Arktis und am anderen Sahara herrscht, dann muss dazwischen doch ne gehörige Masse Land sein. Und das alles innerhalb eines Staates!

Laut meiner Kommilitonen dürfen wir für Februar noch ein paar eisige Schneestürme erwarten.

Finals

Kurz vor Weihnachten vollzog sich hier ein allsemestriges Ritual:

Der Campus war wie leergefegt, niemand lief mehr über die sorgsam angelegten Gehwege, keiner interessierte sich mehr für Kino, Konzerte, oder Klubs.

Stattdessen: Study Groups, Sitzeskapaden in der Bib, und Deadlines.

Ich hatte Glück, denn die meisten meiner Profs hatten über das Semeser verteilt kleinere Aufgaben vergeben, die am Ende zu einem großen Teil in unsere Seminarnote eingegangen sind. Trotzdem musste ich zwei Hausarbeiten à 15-20 Seiten verfassen, fünf Klausuren schreiben (Wiederholungskurse für Musikgeschichte und -theorie), und mich der grausamen Folter des Herrn Viragh stellen. Viragh unterrichtet hier Gehörbildung und sein Motto ist "You are younger than me, therefore you are suspicious."

Glücklicherweise lief alles glatt. Meine schlechteste Leistung habe ich in Formanalyse erbracht (eine B-, wofür ich mehr hätte lernen können), und der Rest war mehr als zufriedenstellend. Ich hoffe doch mal, dass ich ein paar der Noten hier nach Deutschland mitnehmen kann - das wäre echt nicht schlecht für meinen Schnitt, und außerdem investier ich hier ja wirklich viel Energie und Zeit in mein Studium.

Werde mich mal mit Prof. Jank aus Mannheim unterhalten, wie er meine Chancen in der Sache einschätzt.

An Unfortunate Series of Events

Es begab sich aber am 11. 11. 2008, dass die Vermieterfirma unseres Dreizimmerapartments beschloss, dem Lamentieren ihrer Schutzbefohlenen Gehör zu schenken und etwas gegen die Käferplage biblischen Ausmaßes zu unternehmen.



Interessanter Weise hatten wir uns nie über Käfer beschwert (muss wohl wer anderes im Haus gewesen sein), obwohl wir durchaus den gelegentlichen sechsbeinigen Besucher gesehen hatten und ich den einen oder anderen nach-nächtlichen Stich verbuchen konnte. Und ebenso interessanter Weise gab man uns gerade Mal acht Stunden Zeit, uns auf das vorzubereiten, was da kommen sollte: Die komplette Evakuierung und Einräucherung des Gebäudes.

Für diese Maßnahme nämlich mussten wir unsere Möbel auseinandernehmen, unsere Klamotten einsacken, und sämtliche Besitztümer in das Wohnzimmer schaffen. Grummelnd kamen wir der Aufforderung nach...

Nach einem langen Tag an der Uni kehrte ich dann in mein frisch vergiftetes Zimmer zurück (es roch wirklich sehr komisch) und schraubte meine Möbel zusammen. Da bemerkte ich, dass mein Billigschreibtisch aus Pressspahnplatten seine besten Tage bereits hinter sich hatte. Die Schrauben hielten nicht mehr, die Löcher waren ausgeleiert, und die ersten Ecken und Kanten splitterten bereits ab. In einem Akt der Verzweiflung griff ich gedankenlos zu:



Der verschwand seinerseits nach dem Auftragen umgehend und wirkungslos zwischen den Pressspahnfasern. Ich, möglicherweise deliriös von all den Giftgasen, griff zu einer zweiten Tube. Deckel klemmt, Mist. Schere, Zange, Gewalt - kein Millimeter. Aha, Zähne! Angesetzt, zugebissen, gedreht, und:



Ja, und nicht nur das: Ein Großteil des Tubeninhalts entleerte sich auf meinen Kinnbart! Gemäß der Produktbeschreibung wurde das Zeug verdammt schnell hart, sodass ich auf einmal nur noch ein einziges, dickes, verklebtes Barthaar auf meinem Kinn spürte. Nachdem Seife, Bleiche, und Waschmittel nicht halfen, gab ich auf und griff zum Rasierer:



Den Tisch habe ich nicht zusammensetzen können. Und so kommt es, dass mein Arbeitsplatz wegen ein paar unschuldiger Käfer nun so aussieht:



Oh, wir hatten übrigens für zwei Monate Ruhe vor Käfern und nächtlichen Stichen, bis vor ein paar Tagen. Da hat sich wieder eine dieser kleinen Küchenschaben blicken lassen. Aber noch hält es sich in Grenzen, und wir haben vorerst unsere eigene Lösung gefunden:

Sonntag, 11. Januar 2009

Lebenszeichen

Freunde, Verwandte, Bekannte,

mir ist bewusst, dass mein letzter Eintrag ein wenig hin ist. Gründe dafür sind u. a. (in chronologisch korrekter Abfolge):

Weihnachten
Die Zeit "zwischen den Jahren"
Besuch von Freunden
Eine böse Erkältung
Besuch von Familie
Reise mit Familie
Eine böse Grippe

Ich sehe mich zu dieser Stunde leider unverändert in letzterem Grunde befindlich und erst nach eindeutiger Regression desselben zur Ausarbeitung eines ausführlichen Reiseberichts imstande. (Mein Besuch hier hat mir mehrmals attestiert, mein Deutsch habe bereits nach dem nichtmal halben Jahr in der Fremde deutlich gelitten--ich würde mich umständlich ausdrücken...?)

Mein momentaner Zustand lässt sich am ehesten wie folgt beschreiben:


Ich versuche aber, das Beste draus zu machen. So hole ich gerade geschätzte 3029 Stunden Schlaf nach, die mir in der Oberstufe werweißwie abhanden gekommen sind; ich betrachte meine nächtlichen Schweißbäder als Gratis-Sauna-Besuche; und ich sehe in meiner (zunehmend abnehmenden) Appetitlosigkeit eine Gelegenheit etwaige Fresslichkeiten aus dem letzten Jahre auszugleichen. In dem Sinne, trotz alledem:


Andererseits, wenn ich es mir recht überlege... Einer meiner Vorsätze für das neue Jahr ist es, auch in kleinen Dingen öfter ehrlich zu sein und nur in Notfällen zur "sozialen Lüge" zu greifen. Also, um die volle Wahrheit zu sagen:


Puh, das musste einfach raus! Jetzt fühl ich mich gleich besser...