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Montag, 23. März 2009

Kitties in Amherst

Meine Frühlingsferien hier habe ich in Amherst, Massachusetts verbracht. Vor ein paar Wochen habe ich dort Kathleen kennengelernt (24, studierte Dichterin), und seitdem verbringen wir die Wochenenden gemeinsam, gehen auf Jazzkonzerte oder hören uns Poetry-Slams an. Durch ihre Arbeit (auf einer Farm in Amherst) genieße ich momentan Mahlzeiten aus ausschließlich organisch angebauten Zutaten; außerdem bin ich seit ich sie kennengelernt habe in regelmäßigen Abständen wehrlos drei kleinen Kätzchen ausgeliefert.

"Durch diese hohle Gasse muss er kommen, es führt kein anderer Weg zum Silbersee..."

Als pflichtbewusster Deutscher informiere ich mich trotz Auslandsaufenthaltes regelmäßig über das aktuelle Geschehen in meinem Heimatland; meist über das Internetportal der ARD, dessen Newsletter ich als RSS-Feed abonniert habe.

Nun las ich gestern neben all den Schwermut schürenden Weltuntergangsmeldungen allerdings folgende Meldung: "Schweizer Minister gibt aus Protest Mercedes zurück"

Auwei! Das trifft die deutsche Wirtschaft geradewegs mitten ins ohnehin schon blutig gerissene Herz. Schelmische Schweizer—sonst so neutral—habt ihr denn kein Mitgefühl? Da tragt ihr mit vielzitierten anonymen Nummernkonten bereits munter zur Krise bei, und nun dieses!

Doch nicht nur die Schweizer, sondern auch andere sprechen über die Äußerungen Steinbrücks:

"Auch Don Watahomigie, Häuptling der Havasupai-Indianer in Arizona, sprach in einem Interview mit der Zeitung "Sonntag" über die Äußerungen Steinbrücks. 'Der deutsche Politiker hat offenbar keine Ahnung, wovon er spricht.' Zum Indianer-Vergleich sagte er: 'Wir Havasupai hinterziehen keine Steuern, und wir helfen niemandem, das zu tun. Was der Deutsche sagt, ist eine Beleidigung mitten ins Gesicht der Ureinwohner Amerikas.'"

Ja, was bleibt uns Deutschen denn dann noch? Hitlervergleiche gehn ja schon lange nicht mehr (huhu, Brigitte Z.), geschweige denn Vergleiche mit jedweden in Deutschland lebenden Minderheiten. Deutschland liegt vergleichsweise weit hinten, was seine Vielfalt an Vergleichsmöglichkeiten angeht.

Alles in Allem frage ich mich jedenfalls ernsthaft, ob ich nach Semesterende nicht einfach in den Staaten bleiben soll. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass Steinbrück mangels diplomatischen Geschicks den Konflikt verschärft und mit weiteren Kommentaren dieser Art den ersten indianischen Angriffskrieg der Geschichte provoziert. Die meisten Indianer dieser Welt leben immer noch in den USA, und im Kriegsfall bin ich dann doch lieber auf der Seite der Gewinner...

Dienstag, 3. März 2009

Long time no Blog.

Fast drei Wochen sind seit meinem letzten Eintrag verstrichen, doch entgegen mancher Befürchtung wurde ich in der Zwischenzeit nicht vom Erdboden verschluckt.

Mehrmals gar zog mich der Drang
Zum Schreiben an die Tasten, doch
Ach!—der Pflichten existieren
Gar so viel' (wenn nicht gar "zu");
Und wo bisher ein Lebenszeichen
Anlass gab zur Abstinenz
(von Arbeit und dergleichen),
Tauschten itzo beide Mächte
Schleichend ihren Platz.

So lern' ich mehr, als dass ich schreibe
Und red mir ein, das sei nicht schlimm,
Denn taumeln werde ich vor Freude
Wenn dereinst zurück ich bin.

Abgesehen von abgründigen Reimen arbeite ich momentan also hauptsächlich an meinem Notenschnitt. Ich habe mit meinem Professor in Mannheim gesprochen, und wenn alles gut geht, kann ich wahrscheinlich mehrere der Seminare, die ich hier besuche, in bare Scheine an der MuHo umwandeln.

Die letzten Tage in Bildern:







Nananananananananananananananana— ...

Glücklicherweise scheinen die Bedbugs von vormals eindeutig Geschichte zu sein. Und die wenigen Küchenkäfer, die wir hin und wieder beim Tanzen auf dem Tisch erwischen sind als tatsächlich lebendiges Spielzeug eine willkommene Abwechslung für Sam, der mit ihnen seinen Speiseplan in Sachen Eiweißanteil entscheidend ergänzt.

Von Ruhe und Frieden kann allerdings in der Hinsicht nicht die Rede sein. Vor knapp drei Wochen hatten wir Besuch von einem ungewöhnlichen Nachtschwärmer. Da ich prinzipiell skeptisch gegenüber flatterndem Ungeziefer bin, gleichzeitig aber ein Herz für alles Befellte und Kuschelige habe, könnt ihr euch den inneren Konflikt, den ich beim Anblick folgender Kreatur austragen musste, sicherlich gut vorstellen...



In meiner Konsternation ließ ich Abendmahl und Arbeitszeug stehen und liegen und rannte instinktiv in mein Zimmer. Ich möchte an dieser Stellen zur Rettung meiner Ehre hinzufügen, dass sich das Tier zunächst durch unvorhersehbare Sturzflüge und dergleichen bemerkbar machte, bevor es sich schließlich an der Wand des Esszimmers gemütlich machte. Von meinem Zimmer aus war ich dann geistesgegenwärtig genug, via WiFi-iPod die Nummer der Hausverwaltung nachzuschlagen (mein Laptop befand sich ja noch in der Küche).
Die Lösung klopfte dann an unsere Tür in Form eines radebrechenden Latinos, der das Tier mit einer Müllbeseitungsgreifzange entschieden an der Taille packte und nach draußen beförderte.

Doch damit nicht genug. Vor zwei Tagen offenbahrte sich uns ein ähnliches Bild, wieder im Esszimmer, doch diesmal ohne Herumgeflattere.



Gleiche Nummer, neuer Latino, gleiche Greifzange, neue Erkenntnis: Wir beobachteten, wie der Hausverwalter das Haus verließ, ums Haus herum bog, und in Richtung Mülltonnen verschwand. Als er schließlich zurück zu seinem Truck stiefelte, war er fledermauslos...

Le Frisur

Es folgt eine ausführliche Schilderung einer Begebenheit von vor etwa vier Wochen. Für den ungeneigten Leser steht am Ende des Beitrags eine Zusammenfassung der Begebenheit in Bildern bereit.

Ende Januar war mein Haar soweit gewachsen, dass es diese Länge hatte, mit der man absolut nichts anfangen kann. Zu lang zum hinter-die-Ohren-stecken; zu kurz zum Zusammenbinden.

Ich entschied mich also, einen Barbier aufzusuchen. Zufälligerweise befindet sich auf meiner Route zur Bushaltestelle einer dieser "Barber Shops", wo sich früher Männerquintette gründeten und vor sich rot-weiß aufwärts drehenden Spiralen die kuturelle Akklimatisation Schwarzer in Wort und Ton setzten. Ich laufe also nichtsahnend zur Tür herein und begegne drinnen erstmal einer ausschließlich afroamerikanischen Kund- sowie Belegschaft. Der Chef—er trägt eine dieser Kwanza-Mützen— mustert mich kurz und schickt mich dann in einen Nebenraum ("Underground Kutz"), wo die coolen Jugendlichen ihre Haare von einem coolen Jugendlichen geschnitten bekommen. Wobei "Haare" in dem Fall normalerweise dunkle Kringellocken sind, die man schnell mit einem Rasierer in die gewünschte Form mähen kann (und das nennt man hier wohl "The Art of Barbering", zusammen mit einer guten, alten, trockenen Naßrasur). Ich will aber mal nicht voreingenommen sein, und setz mich also auf einen Stuhl zum Warten.

Wie ich es mir noch auf dem Stuhl gemütlich mache, fängt der Barbier an, während er meinen Vorgänger rasiert, seine gut sortierte Weltsicht im "Amen, Brother!"-Predigt-Style vorzutragen. Seine Kollegen nicken zustimmend oder geben Sätze von sich wie "da's wut I'm talkin bout!" (ok, der Akzent ist schwer schriftlich wiederzugeben). Ich befinde mich also auf einmal in einem dieser Filme aus den 70ern, die im afroamerikanischen Milieu spielen, in denen mindestens eine Szene im Barber Shop vonstatten geht, und die jedes erdenkliche heutige Klischee über Schwarze mitgeprägt haben. Worte wie "brother", "Martin Luther King", und "those dickheads in Washington" schwirren durch den Raum.

Während ich mich dann schonmal auf den Stuhl setze, kommt einer der Brüder (Tim) auf mich zu und meint aus tiefsten Herzen, "When I say brother, I mean you too, man. Cuz, you now, we might have a different texture, but when you cut open your skin, what's the color of your blood? Da's right, it's red! You feelin' me?" Unsicher stimme ich zu—ich will seine Aussage mal nicht auf die Probe stellen—wir geben uns die Hand, und ich erfahre, dass Tim immer für mich da sein wird, wenn ich Probleme hab. Dann wendet sich Preston, der Barbier, meinen Haaren zu und beginnt sein Werk.

Auf einmal merke ich, wie sich hinter meinem Rücken die gesamte Belegschaft des Salons versammelt; und Preston beginnt zu erklären, was das besondere an langen, blonden, nichtgekringelten Haaren ist, und wie man sie schneidet. Gut, denke ich mir, Preston weiß wohl besser als die anderen Friseure in dem Laden, was er tut. Ab und zu fragt er mich nach der gewünschten Länge, und ich zeige mit den Fingern, wo er schneiden soll. Nach einer langen Weile—Zeit spielt in diesem Salon trotz mehrfachen Insistierens meinerseits, ich hätte um drei ein Seminar, keine Rolle—lässt er von meinen Haaren ab, bringt den Stuhl in Liegeposition, und fängt an, mich ungefragt zu rasieren. Er benutzt keinen Rasierschaum, und seine Klinge ist stumpfer als... naja, eine sehr, sehr stumpfe Klinge. Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich mit der Situation anfangen soll, warte also bis er fertig ist, und erfahre dann am Ende, dass die Rasur extra kostet. Meine Haare fönt er nicht, ich zieh mir also meine Mütze über, zahle, und gehe nach Hause—allerdings nicht ohne einen Haufen kumpelhafter Handschläge meiner neuen Brüder.

Zuhause trockne ich mir die Haare und stelle fest, dass Preston keine Ahnung von Stufenschnitt, Fransen, oder überhaupt Frisuren für Langhaarige zu haben scheint. Mein Pony ist mit dem Lineal gezogen und geht am Rand meines Gesichts in einem 90-Grad-Winkel abwärts. Als Ergebnis meines Frisörbesuchs befand sich also für mehrere Tage eine kleidsame VoKuHiLa auf meinem Kopf (welche ich vergeblich mit mehreren Hüten zu verstecken versuchte); und ich musste einen weiteren Friseursalon aufsuchen. Diesmal aber einen auf Empfehlung meines Mitbewohners.

Vorher:



Nachher:



Zaubher:



Späther:



Nunmher:

Montag, 2. März 2009

Lobstermord, Spamalot, Boston Trail, A-Trains, etc. pp.

Wie bereits erwähnt, hatte ich im Dezember/Januar Besuch von Mutter und Schwester. Nachdem ich meine schlimme, schlimme Erkältung auskuriert hatte, waren wir für mehrere Tage in New England unterwegs und rundeten die Rundfahrt mit einem mehrtätigen Aufenthalt in New York City ab. Das Ganze haben meine Schwester und ich natürlich fotografisch dokumentiert, und wer Bilder mit lustigen Kommentaren sehen will, der findet selbige hier: