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Mittwoch, 15. Oktober 2008

"And soon I'll hear..."



Mir ist, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Sich nun in einen großen Farbtopf hat schmeißen müssen um sich mal ordentlich darin zu suhlen.



Meine Güte! Nur gut, dass der deutsche Herbst den amerikanischen Herbst nicht sehen kann, sonst würde der glatt in die Luft gehen vor Neid.

Oh, und: Für alle, die sich wundern, woher auf einmal die Bilder kommen:

Viel zu spät ist mir aufgegangen, dass eines der vielen, tollen, neuen, und praktischen Features meines tollen, neuen und praktischen MacBooks eine integrierte Kameria ist. Mmmmist.

Grad Student Office

Eine unglaubliche Annehmlichkeit in deren Genießlichkeit ich als Schein-amerikanischer Student befindlich bin, ist ein eigenes Büro. Inklusive mir studieren hier momentan acht Grad Students Music Education. Zur Wiederholung: Grad Students sind die mit den langen Haaren, die noch nicht oder nicht mehr arbeiten wollen und also ihren Master machen wollen. Und da man (exklusive mir) hier für das Studium ordentlich blechen muss, wird auch einiges von der Einrichtung verlangt.

Wir acht haben also einen eigenen Raum mit eigenem Kühlschrank, Kaffeemaschine (s. auch "[...] mit amerikanischem Kaffee"), Staubsauger, Mikrowelle (natürlich), Klimaanlage (unnatürlich), sechs Schreibtischen und zwei Stühlen. Einen dritten Stuhl mussten wir letzte Woche unter Lebensgefahr aus den Überaumen klauen, weil Pierre - ein nerviger, konservativer und liebenswürdiger Dirigentenstudent - des Stehens überdrüssig war.

Hier ein paar Eindrücke, entstanden in stetig schwindenden Mußestunden:



Sonntag, 12. Oktober 2008

Vocal Studies Division Faculty Recital

So oder so ähnlich werden hier die Konzertabende in der Hartt School betitelt.

Gestern Abend wohnte ich zusammen mit einer Freundin einem Konzert von Professorin Cherie Caluda (Sopran) bei. Überraschenderweise (jedenfalls für mich) waren die meisten vorgetragenen Stücke deutsche Lieder! Denn wenn es auch weltweit mehr deutsche als englische Lieder gibt (hier: "Lied" als Gattung!), hätte Mrs. Caluda für den Abend sicher auch auf englische Titel zurückgreifen können.

Hat sie aber nicht. Stattdessen beeindruckte sie mich mit einer unglaublichen Präsenz auf der Bühne und einer fehlerfreien deutschen Aussprache. Lediglich das eine oder andere "ich", "ach" oder "sein" war irritierend.

Auf dem Programm standen Mozarts "Abendempfindung", Wolfs "Mörike-Lieder", Lieder von Schumann und Brahms, sowie Debussys "Proses Lyriques". Letztere Titel natürlich in Französisch, und für mich neu. Abgesehen davon, dass ich mit impressionistischen Texten nicht viel anfangen kann (denn wer kann die ureigenen Eindrücke impressionistischer Autoren wirklich nachvollziehen?), hat mich das Lied "De Soir" aus dem Zyklus unmittelbar an meine Zeit in Heidelberg erinnert. Die Tonsprache des Stücks spiegelt ziemlich genau meine Empfindungen wider, die ich habe, wenn ich an die Jahre 1984 - 1989 zurückdenke.

Zum Schluss wurde es dann doch amerikanisch: Drei wunderschöne Standards namens "Bewitched", "To Keep My Love Alive" und "Star Dust", begleitet vom unglaublichen Mr. Schiano, der, wie ich nun weiß, nicht nur super Theorie unterrichtet, sondern auch wunderschön Klavier spielt.

Customs Service is a bitch.

Es scheint ganz so, als hätte der amerikanische Zoll meine Pakete, auf die ich seit gefühlten fünf Monaten warte, in Beschlag genommen.

Die Behörde für Customs & Border Protection (CBP) dazu:

"If CBP has detained your package for some reason-for example, lack of a proper invoice, bill of sale, or other documentation, a possible trademark violation, or if the package requires a formal entry, the CBP International Mail Branch holding it will notify you of the reason for detention (in writing) and how you can get it released. When you have fulfilled the requirements necessary to effect release, CBP will clear the package, note how much duty is owed, and return it to the Postal Service for delivery. Usually, you will receive notification in a matter of days, but it can take as long as 30-45 days."

Hm!

In den Paketen befinden sich neben überlebenswichtigen warmen Klamotten (ja, hier wird es KALT!) bereits erwähnter Steckdosenadapter, ohne welchen ich weder meine Kamera noch mein gutes Sony Ericsson-Handy aufladen kann. Ich erwäge bereits, die Staaten auf Schadensersatz wegen im Voraus verlorener Erinnerungen aufgrund fehlender bildlicher Dokumentationsmöglichkeit zu verklagen. Ist bestimmt nicht schwer, einen Anwalt dafür zu finden...

Morgen werde ich in der Sache jedenfalls mal zur Post stiefeln und eine "parcel tracer action" in Auftrag geben. Dummerweise ist der United States Postal Service (USPS) vergleichbar mit alten Internetroutern und verliert im Volksmund mehr Pakete als er tatsächlich abliefert.

Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Samstag, 11. Oktober 2008

Republicans

Die Republican Party ist für mich sowas wie der Pausenhof-Bully der amerikanischen Politik. Mit dem Unterschied, dass die Reps verdammt viel Kohle haben und dummerweise nicht auf den Mund gefallen sind. Wobei Bush die Regel bestätigt.

In Diskussionen geht es regelmäßig darum, beim poteniellen Wähler Angst zu schüren und ihn dann wissen zu lassen, dass nur die Republican Party weiß, wie man mit den mannigfaltigen Bedrohungen umgeht.

Als Bullies bezeichne ich sie, weil sie nachweislich Unwahrheiten über politische Gegner streuen und ganz genau wissen, dass die Betroffenen sich nur tiefer in den Schlamm reden, sollten sie sich zu wehren versuchen.

Ein Barack Obama, von dem es z. B. heißt, er sei Moslem, macht sich umso verdächtiger, je stärker er dieses Gerücht abstreitet. Unglaublich, aber gängige Praxis in republikanischen Kreisen.

Nun scheinen die Reps den Bogen allerdings überspannt zu haben.

Es versteht sich von selbst, dass der offizielle Präsidentschaftskandidat den Konkurrenten für einen ehrbaren amerikanischen Christen hält. Nachdem McCain auf einer Wahlkampfrede vor versammelter erzrepublikanischer Mannschaft Obama (wahrscheinlich der Publicity wegen) verteidigen wollte, wurde er von den Wählern in spe ausgebuht und als Verräter beschimpft. Furcht führt zu Angst, und Angst führt zu Hass, oder wie war das? Nun steht McCain vor einem Haufen aufgebrachter und verunsicherter Anhänger und scheitert beim Spagat zwischen Wahlkampf für seine Partei und notwendigem Respekt für Obama.

They say that everything you do will eventually come back and bite you in the ass. How true...

Freitag, 10. Oktober 2008

Die Qual der Wahl

Bisher habe ich hier noch kein Wort über die bevorstehenden Wahlen verloren. Nachdem ich nun aber die vorletzte Debatte gesehen und verschiedene Artikel gelesen habe, will ich doch mal meinen Augenzeugensenf dazugeben...

Presidential Debates

Am Dienstag, den 07. Oktober wurde auf mehreren öffentlichen Sendern die zweite von drei Presidential Debates übertragen. Ich hatte davon nur per Zufall von meinem Prof erfahren, bei dem ich eine Stunde vor Sendungsbeginn eine Klausur abgegeben hatte. Die lief übrigens sehr lala. Der Prof jedenfalls (Thomas Schuttenhelm, Musikgeschichte) ist politisch sehr aktiv und am Weltgeschehen interessiert. Da die Klausur schnell vorbei war und ich auf meinen nächsten Bus lange hätte warten müssen, war er so nett, mich nach Hause zu fahren. Auf dem Weg erklärte er mir in wenigen Sätzen viele Details über das amerikanische Wahlsystem, die ich schon wieder vergessen habe; er empfahl mir allerdings mit Nachdruck, die Debatte anzuschauen. Wenn schon nicht, um mir eine Meinung zu bilden, dann wenigstens der Unterhaltung wegen.

Und es war ein guter Tipp.

Die Show fand in der Belmont University statt, in Nashville, Tennessee. Moderator: Tom Brokaw (bekannt durch "Meet the Press"). Jede "Runde" wurde mit einer Frage aus dem Publikum eröffnet (wahrscheinlich sorgfältig ausgewählt), auf die jeder Kandidat im Wechsel zwei Minuten lang antworten sollte; anschließend eine kurze Debatte (eine Minute pro Kandidat) zu einem von Tom gegebenen Thema. Um Punkt 9.00 schüttelten sich die Kandidaten die Hände, auf eine "faire Debatte". Obama hatte zuvor den Münzwurf für sich entschieden und durfte anfangen.

Die Fragen aus dem Publikum waren gut gewählt. Hätten die Kandidaten auf die Fragen auch geantwortet, dann wäre ich jetzt um ein klares Bild der Positionen beider Parteien reicher.

Hamse aber nicht. Stattdessen lief das (schematisch) in etwa so ab:

Judy: "Das Dach meines Hauses hat Löcher, meine Kinder sind ungebildete Rotzlöffel und ich war seit zehn Jahren nicht mehr beim Zahnarzt. Was denken Sie dagegen zu tun, sollten Sie zum Präsidenten gewählt werden?"

McCain: "Judy, vielen Dank für deine Frage, es ist eine exzellente Frage, und lass mich dir versichern, dass viele Mit-Amerikaner Löcher in Dächern haben. Wir alle fühlen uns manchmal genau so, wie du dich gerade fühlst. Aber das ist genau das, was Amerika groß gemacht hat, meine Freunde, und darauf will ich bauen: ein unglaublicher Wille eint die stolzen Bürger dieses großartigen Landes. Derselbe Wille, der nach den terroristischen Anschlägen von 9/11 in den Tränen jedes patriotischen Amerikaners zu sehen war. Dieses Land steht weit entfernt vom Abgrund, meine Freunde, wir sind nach wie vor das mächtigste Land der Welt, wir haben dem Terrorismus nach 9/11 den Krieg erklärt und die Verantwortlichen gefasst.

Obama hat übrigens vor 5 Jahren für ein Gesetz gestimmt, in dem ein Passus ge-gen Sub-ven-tio-nie-rung von Dachbauten enthalten war. Ich will meinen wertgeschätzten Konkurrenten nicht schlechtreden, ich zitere lediglich Fakten.

Für die Zahnarztkosten wird jeder Amerikaner - sobald ich Präsident bin - $5000 Steuerrückzahlungen erhalten, und deine Kinder gehören mal so richtig versohlt."

Zugegeben...

Der letzte Satz war bis auf die $5000 (ein echtes Statement!) erfunden. Und der Rest dramatisiert. Aber McCains Gestus ist authentisch wiedergegeben.

Für Obama ersetze man einfach "meine Freunde" mit "fellow Americans" und denke sich das Ganze etwas eleganter und ein klitzekleines bisschen weniger patriotisch vorgetragen. McCain ist nämlich nicht nur alt und sieht so aus, nein, er redet auch so.

Obama kam bei der Sache allerdings sichtlich besser weg. Vergleichbar mit Schröder vs. Stoiber Anno 2002. Er überzeugt mich auf jeden Fall 100mal mehr, alleine schon dadurch, dass mit ihm ein junges und demokratisches Kabinett die Regierung übernehmen würde. Nicht die ewig gleich alten Schergen aus BushBush-Kreisen.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

A Capella

Vor ein paar Wochen hatte mich Aiden gefragt, ob ich nicht für einen seiner Freunde Klavier spielen könnte. Sein Name ist Vernon und er leitet eine A Capella-Gruppe an der Uni, die sich bescheidenerweise "Excelsior" nennt. Vernon wollte ein paar Casting-Sitzungen für neue Mitglieder abhalten und brauchte dafür jemanden, der Tonleitern spielen und einfache Songs begleiten kann. Damals noch unterbeschäftigt, meldete ich mich natürlich sofort zur Stelle.

Vernon ist ein sehr lustiger Zeitgenosse, und als ebenso unterhaltsam stellte sich die gesamte Gruppe heraus. Die Songs sind zwar größtenteils aus dem Pop-Bereich; dafür wird bei den Proben viel gelacht und oft treffen sich die Mitglieder anschließend zu einem gemütlichen Dinner bei einem der Sänger zuhause. Jeder zweite Satz wird mit einem genital-lastigen Witz eingeleitet. O-Ton Vernon: "Liz, I need to show you something, and it's not my penis." Unnötig zu erwähnen, dass er diese Kommentare nebensächlich, beinahe uninteressiert und mit trockenstem Ausdruck abliefert.

Nach den Castings war die Gruppe um drei Sänger reicher. Ich erklärte mich bereit, für die nächste Probe am Klavier bereit zu stehen. Was fatale Folgen haben sollte: Ich stellte bei eben jener Probe eine Woche später fest, dass die Proben bisher von einem ehemaligen Musikstudenten geleitet worden waren - und Vernon studiert Creative Writing im Hauptfach... Mit anderen Worten: Vernon scheint keine Ahnung von Musik zu haben (abgesehen davon, dass er eine geniale Soul-Stimme hat), geschweige denn, einen Chor zu leiten.

[insert Joe's pondering about time allotment, saying "no" and being reasonable here]

Naja. Ich bin nun also Musical Director von Excelsior und helfe den Jungs und Mädels, ihre jeweiligen Stimmen einzustudieren und frei und locker zu singen. Ich hab mir ja schon gedacht, dass ich in meinem weiteren Leben ums Dirigieren nicht herumkommen würde - aber dass es mich so bald einholt...

Montag, 6. Oktober 2008

Ein langer Tag...

... neigt sich dem Ende zu. Ebenso der Akku meiner Kamera. Beides wäre im Prinzip kein Problem; allerdings habe ich zum einen meinen Stromadapter in Deutschland gelassen (kann den Akku also nicht laden) und warte darauf, dass das Päckchen mit Nachsendungen bei mir ankommt und ich bin zum anderen geflasht von dem Stress, der sich hier nach ein paar Wochen Studium zu meiner Überraschung nun doch entwickelt. 

Die nächsten Fotos kommen also frühestens in einer Woche, und ich sitze mehr oder weniger Tag und Nacht über meinen Büchern und lese von englischsprachiger Musiktheorie, Musikgeschichte der Renaissance, Neurophysiologie, zeitgenössischen Lerntheorien und der Kunst des kritischen Denkens.

Die gute Nachricht: Ich häbe die Ümläüte äüf meinem MäcBöök gefünden!

Stress

Nach etwa 5 Wochen Studium in den Staaten nehme ich meine Bemerkungen über Langeweile, Unterbeschäftigung und lockeres Leben mit Nachdruck zurück. Wenn der amerikanische Student auch unverhältnismäßig viel für sein Studium zahlen muss, wird den Graduate Students hier einiges abverlangt. Während man in Deutschland für ein Seminar für gewöhnlich eine Hausarbeit und evtl. ein Referat pro Semester vorbereiten und abliefern muss, wird hier jede Woche Bilanz gezogen.

Für jeden Kurs muss ich zwei bis drei Bücher kaufen (natürlich mehr als teuer) und darin pro Woche ein bis zwei Kapitel lesen. Das geht an die Substanz, da die Bücher erstens auf Fachenglisch geschrieben sind und wir zweitens zu jedem Kapitel einen Haufen Fragen beantworten und die Antworten abgeben müssen. Eine Endnote in einem Seminar setzt sich also zusammen aus den wöchentlichen Aufgaben, einem Referat, einer Hausarbeit und - ja! - der mündlichen Beteiligung. Finde ich interessant, zumal die Profs hier verpflichtet sind die Notengebung so transparent wie möglich zu machen. Wer darin scheitert, läuft Gefahr, von seinen Studenten verklagt zu werden...

Konzerte

Ich hab in der Zwischenzeit immerhin schon zwei großen Konzerten beigewohnt. Beides waren College-Orchester, aber die Qualität konnte sich sehen lassen! Vor allem das Yale Symphony Orchestra in New Haven hat mich mit Rimski-Korsakow, Strauß und Vaughan Williams umgehauen. Gigantisch.

Und erst letzten Freitag war dann das hiesige Hartt Symphony Orchestra an der Reihe. Verdi, Sibelius und Tschaikowski. Von letzterem das 1. Klavierkonzert, mit Oxana Yablonskaya (Professorin an der Hartt School) als Solistin. Die gute Frau ist 70, haut einem aber trotzdem die Akkorde um die Ohren, dass es kracht. Ihre Energie war so mitreißend, dass das Publikum fünf Minuten lang Standing Ovations lieferte, bis sie schließlich noch eine Zugabe spielte.

Impro

Vergangenen Mittwoch habe ich die erste komplette Show meiner zukünftigen Improgruppe gesehen. Diesmal noch ohne mich, da wir erst eine Probe gemeinsam hatten. Für mich wäre das kein Hindernis, die Kollegen meinen aber, unsere Stile seien so unterschiedlich, dass wir uns erst noch aneinander gewöhnen müssten. Es macht großen Spaß, mal wieder eine feste Improgruppe zu haben - allerdings vermisse ich bei Stop Laughing Mom eine solide Grundausbildung. Sie sind kreativ und lassen ihren Gedanken freien Lauf; nur rennen sie dummerweise ständig Türen ein, laufen durch Tische, stellen Tassen ins Nichts und dekorieren das imaginäre Bühnenbild am laufenden Band um. Das würde Stehgreif & Guck nach gestrengem Training unter Becherer / Crumbs nicht passieren, da bin ich mir sicher!

Dazu kommt, dass sich die Gruppe auf dem Campus zwar großer Beliebtheit erfreut (ca. 300 Zuschauer pro Show); gleichzeitig lassen sie sich aber eindeutig zu viel vom Publikum gefallen. Wenn in Ladenburg der letzte "Porno"-Rufer vor ca. einem Jahr eines Besseren belehrt wurde, so werden SLM hier bei der Frage nach einem Haushaltsgegenstand von Vibratoren, Dildos, Suppositorien und ähnlichen, ähm, Hygieneartikeln regelrecht erschlagen (wer will, der nehme es wörtlich *g*). Das in den Griff zu kriegen ist nicht einfach, also übe ich schonmal fleißig Barry White-eske Disko-Schnulzen zu improvisieren...

Theorie & Gehörbildung

Ich habe hier zwei Kurse bei zwei brillanten Lehrern, namens Gabor Viragh und Michael Schiano. Beide sind extrem exzentrisch und erreichen einen Großteil des studentischen Wissenzuwachses hauptsächlich durch außergewöhnliche Anekdoten.

Für Musihochschüler: Viragh ist sowas wie der ungarische Zwillingsbruder von Hervé Laclau. Er ist großer Fan von Bartòk, Kurtag und Kodály. Ich lerne hier also Solfège mit movable 'do' und 'la'-based minor. Sehr lohnenswert! Ich frage mich, warum das nicht an der Hochschule angeboten wird.

Schiano wiederum hat es fertig gebracht, mir innerhalb einer einzigen Sitzung die gesamte amerikanische Harmonielehre beizubringen. Seine Analogien zur Sprache sind überaus hilfreich, und er kann so ziemlich jede Harmonieregel anhand von Beispielen aus der Klassik UND aus dem Pop belegen. Momentan riecht bei mir alles nach Leistungsfach Musiktheorie...

Jazz & Klavier

Ich nehme außerdem Stunden bei Pete Woodard, dem Leiter des hiesigen Jackie McLean-Jazz-Instituts. Ursprünglich ein alteingesessener Jazzpianist, und trotzdem fühlt er sich auch bei Chopin, Bach und Liszt pudelwohl. Ideal für mich, wenns um Crossover geht. Momentan übe ich noch meinen letzten Beethoven zu Ende (Sonate in c-Moll, Op. 10 Nr. 1) und bereite mich gleichzeitig auf ein bisschen Kammermusik vor: Die "Picnic-Suite" von Claude Bolling.
Sehr schöne Musik, für Gitarre, Querflöte und Klaviertrio. Diese Musik lebt zu gleichen Teilen von barocker Eleganz wie von dem Drive, den ein Jazz-Klaviersolo im Swing mit sich bringt.

In der Kürze...

Mir wurde übrigens rückgemeldet, dass meine Beiträge hier zu lang sind. Hab mich also mal hingesetzt und den ganzen Kram gelesen, den ich hier bisher so veröffentlicht habe. Mein Urteil: Stimmt!

Ich werde also versuchen öfter mal was zu schreiben. Falls ich das mal nicht schaffen sollte, werde ich mein Geschreibsel einfach in mehrere Beiträge aufteilen, so wie hier. Das ist dann zwar ein rein psychologischer Trick, den bestimmt jeder durchschaut - aber es ist irgendwie trotzdem leichter zu lesen. Wer mir nicht glaubt, der schlage nach:

Walters, Darrel, "The Readable Thesis. A Guide to Clear and Effective Writing". Avocus Publishing, Inc., 1999.